„Ich habe Europa aus den verschiedensten Blickwinkeln betrachtet“

Kamils Leidenschaft für Oldtimer reicht bis in seine Kindheit zurück. Er wurde 1983 geboren, als Polen noch kommunistisch geführt wurde. Er erinnert sich gerne an den Polski Fiat 126p seiner Eltern, der zu den einheimischen Massenautos gehörte, die damals das Straßenbild prägten.

Als der Onkel seiner Frau 2013 seinen alten Fiat 125p loswerden wollte, musste Kamil das alte Schätzchen unbedingt vor der Schrottpresse retten und beschloss kurzum, es wieder in seinem alten Glanz erstrahlen zu lassen. Es dauerte anderthalb Jahre, bis dieses Projekt abgeschlossen war. Die Arbeit mit dem Auto weckte Kamils Nostalgie, und so begann er, sich online über Oldtimer zu informieren, wo er auf ein Wohltätigkeitsrennen namens „Złombol“ stieß.

„Złombol“, was wörtlich übersetzt „Schrott-Bol“ heißt, ist eine Wohltätigkeitsrallye, die in Kattowitz, Polen, startet. Ziel der Rallye ist es, mit einem Auto, das während der kommunistischen Ära gebaut oder entworfen wurde, rund 2.500 km zurückzulegen - mit mehreren Boxenstopps in ganz Europa. Die Rallye findet jedes Jahr in den Sommermonaten statt. Die teilnehmenden Teams sammeln Geld für Waisenhäuser, indem sie Werbeflächen auf ihren Autos verkaufen.

Kamil war sofort von der Idee angetan, mit einem eigenen Auto an dem Rennen teilzunehmen und durch ganz Europa zu reisen, während er gleichzeitig Geld für einen guten Zweck sammelt. Er überzeugte drei Nachbarn und Freunde, ein Rallye-Team mit ihm zu gründen. Die Suche nach dem perfekten Auto begann und so kaufte er nur drei Monate später einen 27 Jahre alten Polonez.

Kamil arbeitet seit mehr als 10 Jahren für die Hellmann-Niederlassung in Krakau und organisiert Direkttransporte für ganz Europa. Als er 2017 zum ersten Mal Spenden für seinen ersten „Złombol“ sammelte, wandte er sich an die Marketingabteilung und die Reaktion hätte nicht besser sein können. Seitdem ist Hellmann Polen Jahr für Jahr Hauptsponsor und das Hellmann-Logo prangt stolz auf der Heckscheibe von Kamils Polonez - für alle gut sichtbar. In den sozialen Medien und im Hellmann-Intranet verfolgen Kolleg*innen aus der ganzen Welt seine Route durch Europa und feuern ihn an.

Abgesehen von einer „Covid-Pause“ im Jahr 2020 haben er und sein Team an jeder Rallye teilgenommen und sind in alle Winkel des europäischen Kontinents gereist: Spanien, Griechenland, Irland, die Türkei und in diesem Sommer Albanien. Das Team wechselt sich beim Fahren ab und hält nur zum Schlafen an, meist auf Campingplätzen. Auf diese Weise konnten sie in nur einer Woche 5.000 km zurücklegen!

„Normalerweise plane ich die Routen für unsere Kunden. Jetzt kann ich mir die Straßen endlich selbst ansehen. Man könnte sagen: Ich habe Europa aus den verschiedensten Blickwinkeln betrachtet“, sagt er mit einem Lächeln im Gesicht.

Sein umfangreiches kartografisches Wissen nutzte ihm allerdings nicht viel, als sein Auto nahe der albanischen Grenze liegen blieb - zum ersten Mal in fünf Jahren! Zusammen mit seinem Team schob er den alten Polonez über die Grenze und brachte ihn zum Glück wieder zum Laufen. Auf seinen Reisen hat er viele neue Freunde gefunden, die meisten genauso autoverrückt wie er selbst.

Seine Frau macht sich ziemliche Sorgen um ihn, wenn er mal wieder unterwegs ist. Niemals käme sie auf die Idee, ihn auf diesen waghalsigen Abenteuern quer durch Europa zu begleiten. Kamil ist jedoch zuversichtlich, dass er seine achtjährige Tochter bereits mit seiner Begeisterung für Oldtimer angesteckt hat und dass sie sich seiner Rallye-Truppe anschließen wird, sobald sie alt genug ist.

So viel Spaß Kamil auch mit dem „Złombol“ hat, noch stolzer ist er auf das, was sein Team und die anderen teilnehmenden Teams für den guten Zweck erreicht haben. Allein bei der Rallye im Jahr 2022 sammelten die 800 Teams 2,7 Mio. Zloty, das sind über eine halbe Million Euro! Die gesammelten Gelder kommen Kinder in Waisenhäusern in ganz Polen zugute. Damit sollen ihre Träume erfüllt, Camps und Ausflüge bezahlt und ihre Hobbys unterstützt werden.

Das Ziel der Rallye im nächsten Jahr ist noch nicht bekannt, aber für Kamil steht jetzt schon fest, dass er wieder am Rennen teilnehmen wird. Bis dahin wird sein geliebter Polonez in der Garage überwintern und von warmen Sommertagen an Europas Küsten träumen.

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